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Bruno Sawatzki - Schweizer Bergmeister der Tourenwagen 2023 (Bericht vom 19.09.2023)

Bruno Sawatzki - Schweizer Bergmeister der Tourenwagen 2023 (Bericht vom 19.09.2023)

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des Fürstentums Liechtenstein

Bruno Sawatzki - Schweizer Bergmeister der Tourenwagen 2023

Bruno Sawatzki - Meisterporträt

Aus Spass wurde Ernst. Mit dem Ernst kam der Erfolg.

Bruno Sawatzki aus Balzers ist Schweizer Bergmeister der Tourenwagen 2023, als erster Rennfahrer mit Wohnsitz in Liechtenstein. So einfach wie die vielen Siege vermuten lassen, war die Titeljagd aber nicht.

Ein Bericht von Werner J. Haller *

Beim Bergrennen am Gurnigel in Bern Mitte September 2023 wirkte Bruno Sawatzki entschlossener denn je. Bis dahin hatte er alles richtig gemacht. Er hatte in seiner Rennklasse Spezialwagen mit über 3.5 Liter Hubraum die Bergrennen in Hemberg, St. Gallen, in La Roche, Freiburg, in Massongex, Wallis, in Anzère, Wallis, in Les Rangiers, Jura, und in Oberhallau, Schaffhausen, gewonnen und führte damit das Gesamtklassement der Schweizer Bergmeisterschaft für Tourenwagen an. 'Ich will heute den Sack zu machen', hatte Sawatzki deshalb am Gurnigel gesagt. Dabei war er eben im zweiten von drei Rennläufen mit seinem Porsche 991.1 Cup in einer Leitplanke eingeschlagen. 'Es ist nicht einfach, den Kopf bei der Sache zu haben, wenn das Ziel der Meistertitel ist. Ich wollte ganz einfach zu viel. Ich bin mit dem Auto von der Strasse abgekommen. Mein Fehler.'

Der Porsche trug glücklicherweise keine allzu grossen Blessuren davon. Hinten rechts fehlte ein Teil der Verkleidung und der Auspuff war verkrümmt. Christoph Zwahlen, Porsche-Konkurrent und grosse Unterstützung im Titelkampf, aber auch Garagist sowie 2010 und 2012 Schweizer Slalommeister, half, die Schäden bereits im Ziel zu beheben. Und Sawatzki machte im dritten und entscheidenden Lauf am Gurnigel den Sack zu. Titelkonkurrent Roger Schnellmann in einem rund 800 PS starken Mitsubishi Lancer Evo 8 war es somit vor dem Finallauf in Les Paccots, Freiburg, eine Woche später aufgrund von Streichresultaten und verpassten Zusatzpunkten für Rekorde nicht mehr möglich, im Gesamtklassement an Sawatzki vorbeizuziehen.

Erste Jahre mit Opel

Der 52-jährige Rheinthaler Bruno Sawatzki, Unternehmer und Gründer der Maschinenbaufirma Sawatec AG in Sax, St. Gallen, hatte viele Jahre lang weder Siege noch Titel im Sinn. Höhenflüge unternahm er als Teenager. Er liess Modellflugzeuge steigen und 16-jährig machte er das Brevet für Segelflugzeuge. 'Aber mit dem Erwerb des Führerscheins stieg ich auf vier Räder um', erinnert sich Sawatzki und schmunzelt. Angefangen habe es mit Opel. Er kaufte sich erst einen Manta, dann einen Ascona 400, mit dem er im österreichischen Vorarlberg erstmals mit einer Tageslizenz für Rennfahrer einen Slalom fuhr. Ihm habe es den Ärmel reinzog. 'Es war um mich geschehen! Ich kaufte mir einen BMW 325 und fuhr weitere Rennen. 1999 bestritt ich in Oberhallau mit einem Manta 400 mein erstes Bergrennen.' Das Fahrzeug legte er dabei in der Tarzankurve, der legendären Schlüsselstelle der Strecke, gleich mal aufs Dach.

Bis 2015 frönte Sawatzki seinem Hobby und fuhr dabei zuletzt einen Opel Ascona B, ehe er sich auf die Saison 2016 hin den ersten Porsche zulegte, einen 996er. Sawatzkis Ziel war es immer bezüglich Sicherheit und Performance ein Werksfahrzeug zu bewegen. Und Porsche war immer schon ein Traum. 'Zudem hatte Zwahlen länger behauptet, dass das Fahrverhalten eines Porsche und mein Fahrstil zusammenpassen würden. Eines Tages rief er mich an und meinte, er hätte einen Porsche bei sich in der Garage stehen. Ich ging hin, schaute mir das Auto an, trank einen Kaffee und kaufte den Porsche', erinnert sich Sawatzki. Nur ein Jahr später fuhr er einen Porsche 997, ehe er sich im Frühling 2022 das spätere Meisterauto, den Porsche 991.1 Cup zulegte. Ein halbes Jahr später war Bruno Sawatzki hinter Reto Meisel und Roger Schnellmann Gesamtdritter der Schweizer Bergmeisterschaft für Tourenwagen. 'Da geht noch mehr', schoss es ihm damals durch den Kopf.

Alles auf eine Karte

Aus dem Spass wurde Ernst. 'Rennsport war für mich bis dahin lediglich ein Hobby. Ich hatte Spass, aber keine Ambitionen. Natürlich, der Rennsport ist nach wie vor ein Hobby, weil unseren Lebensunterhalt verdienen wir uns damit nicht. Aber der Druck wird auch auf Amateurstufe grösser, wenn du an der Spitze mitfahren willst. Deshalb muss man seine Einstellung als Rennfahrer ändern.' In dieser Saison wollte Sawatzki zuerst den Porsche-Konkurrenten Frédéric Neff, 2018 und 2019 Schweizer Bergmeister der Tourenwagen, in die Schranken weisen. 'Als mir das bei den ersten zwei Läufen in Hemberg und La Roche gelungen war, setzte ich alles auf eine Karte', erinnert sich Sawatzki. Er beschloss, alle Rennen zur Schweizer Bergmeisterschaft zu fahren, auch jene, die er in den Jahren zuvor ausgelassen hatte. Massongex behagte ihm nicht, weil der alte, wellige Strassenbelag den Autos grundsätzlich zusetzt: 'Ich hatte schon Bedenken, dort mit meinem tiefen, originalen Porsche zu fahren. Dieses Auto mag keine Bodenwellen in der Beschleunigungsphase. Es wird sonst sehr lebendig auf der Hinterachse.' Und Les Rangiers, wo jeweils auch ein Lauf zur Berg-Europameisterschaft gefahren wird, setzt mit seinen super schnellen Passagen jedem Piloten zu. Entschlossen und mutig nahm Sawatzki auch diese zwei Hürden auf dem Weg zum Titelgewinn. Glück gehört auch dazu, denn grössere Schäden am Auto und Reparaturarbeiten vertragen sich im dichtgedrängten Rennkalender nicht. 'Nur einmal in diesem Jahr mussten wir die Kupplung richten.'

Ein Porsche am Limit

Mit dem Porsche 991.1 Cup wird Bruno Sawatzki auch im kommenden Jahr zur Titelverteidigung antreten. Wobei: 'Im Vergleich zum Vorjahr bin ich bei jedem Rennen mindestens eine Sekunde schneller gefahren. Damit habe ich aber wohl das Ende der Fahnenstange erreicht. Das Auto ist bei Bergrennen bereits nah am Limit.' Den einen oder anderen Streckenrekord wolle er sich aber noch holen. Unbedingt! Bruno Sawatzki wirkt entschlossen, als er das sagt.

* Zum Autor

Werner J. Haller ist Leiter des Ressorts Motorsport bei der Automobil Revue, einer Schweizer Wochenzeitschrift über alles Aktuelle und Wissenswerte aus der faszinierenden Welt des Automobils und der modernen Mobilität, unter anderem mit zahlreichen ausführlichen Berichten über Testfahrten und Vergleiche mit den neusten Modellen sowie einer monatlichen Beilage 'Classics' über historische Fahrzeuge.

Impressionen

Bildlegende

1 ) Bruno Sawatzki (rechts) ist Schweizer Bergmeister der Tourenwagen 2023 mit über 3.5 Liter Hubraum, Marcel Steiner (Mitte) Schweizer Bergmeister der Rennwagen 2023 und Stephan Burri Bergpokalsieger der Tourenwagen 2023 bis 2.0 Liter Hubraum.

2 + 3 ) Bruno Sawatzki im Porsche 991.1 Cup beim Bergrennen La Roche 2023.

4 ) Bruno Sawatzki im Porsche 991.1 Cup nimmt auch die Mutprobe beim Bergrennen Les Rangiers 2023 unter die Räder.

5 + 6 ) Bruno Sawatzki im hinten rechts lädierten Porsche 991.1 Cup beim dritten und entscheidenden Rennlauf am Gurnigel 2023.

7 ) Bruno Sawatzki im Opel Ascona B, welchen er 17 Jahre fuhr.

8 ) Bruno Sawatzki in seinem ersten Porsche, einem 996er.